Karneval, Fasching, Fassnacht. Jedes Jahr im Februar vergisst der gemeine Deutsche Alltag, Resthirn und zivilisatorische Mindeststandards, zieht sich ein einfallsloses Kostüm an und nimmt in weiten Teilen der Republik am großen Selbstinfantilisierungsfestival teil. Mit Hilfe von Alkohol traut man sich zu grabschen, bützen und klatscht die zwiebelbärtiger oder nickelbebrillter (Könner tragen beides), älterer Männer mit. Der Humorgipfel ist erreicht, wenn die biedere Zahnärztin sich als Türkin oder ein Mann sich als Frau verkleidet; mit nasaler Stimme Schwule imitieren geht natürlich auch immer. Read the rest of this entry »
The skyscraper establishes the block, the block creates the street, the street offers itself to man.
Junge sportliche Menschen mit guten Kraxelfähigkeiten besteigen hohe Gebäude, Kräne, Brücken. Davon machen sie Fotos oder Clips. Einer, der das ziemlich gut beherrscht, ist James Kingston. Ihm folgt die Reportage Don’t Look Down. In der Ukraine besucht er Mustang Wanted (Ergänzung 17. Juni 2014: Dass dieser ein Nazi ist, war zum Zeitpunkt als der Text erschien nicht klar). Dort klettern und balancieren die beiden zusammen. Read the rest of this entry »
Apropos ‘Kinder bekommen Ja oder Nein?’, da gab es doch letztens so eine Debatte. Wir haben hier mal ein kleines Beispiel aus der Praxis. Denn wenn es um die sogenannte Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht, ist der Kita-Platz nicht die einzige Hürde. Wer ein Kind in den Kindergarten geben will, braucht auch einen Kita-Gutschein. Dass man sich schon früh um einen Platz bemühen muss, wird einem eingebläut, bevor man überhaupt nur an Kinder denkt. Und das mit dem Gutschein, den man beim Jugendamt beantragt, sei dann kein Problem mehr. Doch ist ein Elternteil Freiberufler, kann es etwas kompliziert werden.
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2014. Und im Jahr 2014 schreibt die Süddeutsche Zeitung online einen scheinbar unscheinbaren Satz in Klammern, der auf ganz viele Arten und Weisen und auf ganz vielen Ebenen so unfassbar falsch und absurd ist, dass man nicht so recht weiß, ob man lachen oder weinen soll:
Seit ein paar Tagen ist der Mitschnitt eines der meistgeklickten Youtube-Videos im Internet (siehe nächster Absatz, Anm. d. Red.: das hier gezeigte Video wird lediglich in einem Frame abgebildet und läuft nicht auf einem Süddeutsche.de-Server). Über 1,7 Millionen mal.
Zunächst einmal ist das aktuelle Konsensvideo der Generation Lame vieles, aber ganz sicher nicht das “meistgeklickte Youtube-Video im Internet” (WTF?) wie ein Blick auf die (noch Mal: WTF?) beweist. Abgesehen davon ist Über 1,7 Millionen mal. kein Satz und wird es auch nie sein (Stichwort Prädikat). Schreibt man Mal nicht auch sowieso groß? Das ist aber Geplänkel zum sich da fortsetzenden Wahnsinn. Nämlich der Anmerkung der Redaktion, dass das Video lediglich in einem Frame abgebildet wird und nicht auf dem Süddeutsche.de-Server läuft. Das ist zu absurd, das muss ein Scherz sein. Gefühlte 100 Lichtjahre nachdem Youtube eingebettete Videos eingeführt hat, wird darauf verwiesen, dass das Video nicht auf dem eigenen Server läuft? Kaputt… einfach nur völlig kaputt.
1967 lagen Judenmord und bedingungsloser Kampf für Vaterland und Volksgemeinschaft keine 25 Jahre zurück. Nachdem im Nationalsozialismus der Umgang mit Sexualität zumindest für Nichthomosexuelle, Nichtbehinderte, Nichtjuden partiell noch relativ progressiv war, folgten die biederen 50er Jahre und der konservative Backclash. Statt einer Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit, wurde verdrängt, relativiert und protestantisch geprägte Moralvorstellungen mit Verweis auf die sexuelle Enthemmung im nationalsozialistischen Deutschland durchgesetzt. Selbstbeschränkung und Arbeitseifer, die klassischen deutschen Tugenden, bestimmten das Leben in der postnazistischen Bundesrepublik. Dementsprechend waren junge Menschen, die keine Lust auf Leistungsdruck und Spießerleben hatten, sondern nur gammeln wollten, beliebtes Ziel der Vernichtungswünsche deutscher Bürger. Read the rest of this entry »
Wer heute, am Sonntag Abend, in Berlin ist und weder Bock auf Afterhour noch auf Tatort hat, könnte zum Beispiel ins Maxim Gorki Theater gehen und sich dort das Stück “Wider die Natur! oder Die Desintegrationsmaschine” von Juri Sternburg anschauen:
Der Wissenschaftler Vidar Arsen ist äußerst fett. Er frisst und frisst und frisst die Welt in sich hinein. Denn Essen ist bei ihm Staatsräson. In einem Restaurant mit zwielichtigen Gestalten wie dem Staatsanwalt, dem die Artikulation schwer fällt (kein Wunder, ist er doch mit einem goldenen Löffel im Mund geboren), der undurchsichtigen Rigani Waukeen, die fremd ist und dennoch stadtbekannt, und dem Kellner, der wie ein Satellit um die drei kreist, um Nachschub zu liefern, zieht man sich gegenseitig an oder stößt sich ab, wie elektrische Teilchen. Oben in der Wohnung wartet der kleinwüchsige Butler Göring mit der Desintegrationsmaschine und einem Plan, die Weltgeschichte auf Null zu setzen, um einen Neuanfang starten zu können, fernab von allen Ideologien. Lets get ready to rumble!
Dass ein Text vom gleichen Autor, mit dem gleichen Titel und einer ganz ähnlichen Handlung auch in der HATE#9 erschienen ist, trägt zur Redaktions-internen Begeisterung bei, ist natürlich aber bei weitem nicht der einzige Grund.
Alle Infos gibt’s hier.
Lonely Tweets explores what it means to be hyper-connected yet still lonely.
Vor 21 Jahren wurde Silvio Meier in Berlin von Nazis ermordet. Anlässlich des traditionellen Dachfeuerwerkmarschs durch Friedrichshain führt die Route erstmals durch die Silvio-Meier-Straße. Alle hin da!
Antifa-Demo in Berlin
Samstag | 23. November 2013 | 15 Uhr | U-Bhf. Samariter Straße Read the rest of this entry »
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