Mutterschaft und Mord. Über den Topos der Kindstötung in Kunst und Wirklichkeit am Beispiel des Falles von Gertrude Baniszewski

Mutterschaft und Mord. Über den Topos der Kindstötung in Kunst und Wirklichkeit am Beispiel des Falles von Gertrude Baniszewski

Foto: Paula Winkler

Christiane Ketteler / Magnus Klaue

Wer von der Mutter als Mörderin spricht, assoziiert damit zumeist reflexhaft einige sensationsträchtige Fälle von Kindstötungen. In diesen tötet die Mutter stets ihr eigenes Kind zu einem Zeitpunkt, da sie zwar die biologische, aber nicht auch schon die soziale Mutter geworden ist. In der Forschung werden Kindstötungen nach dem Alter des Kindes unterschieden, Neonatizid etwa wird bestimmt als die Tötung eines Kindes innerhalb von 24 Stunden nach seiner Geburt, Infantizid als die Tötung eines Kindes im Alter von einem Tag bis zu einem Jahr und Filizid als die Tötung von Kindern über einem Jahr. Diese Differenzierung hat sich auch in der Rechtssprechung der meisten Länder niedergeschlagen. In England etwa ist im Jahre 1938 mit dem Infanticide Act die Anklage von Frauen, die ihr Kind im Alter von bis zu einem Jahr töten, von Mord auf Totschlag herabgestuft worden, sofern „the balance of her mind was disturbed by reason of her not having fully recovered from the effect of giving birth to her child or by reason of the effect of lactation“ . Die Tötung des Kindes wird als Folge eines durch die Geburt ausgelösten psychischen Schocks definiert, dem keine psychische Erkrankung vorausgegangen sein muss. Entscheidend ist immer das Alter des Kindes. In jenen Ländern, in denen der Infanticide Act gilt, müssen Täterinnen daher weniger häufig mit einer Gefängnisstrafe rechnen, sondern werden auf Bewährung freigelassen oder in psychische Behandlung gegeben. In den Vereinigten Staaten gilt ein solches Gesetz nicht. Read the rest of this entry »

Mythos Natur, Mythos des Wissens – Unsere entmystifizierte Moderne

Mythos Natur, Mythos des Wissens - Unsere entmystifizierte Moderne
Nisaar Ulama

Die meisten Versuche, unsere Zeit in Gedanken und damit in einen Begriff zu fassen,
münden in einer Variante des Schlagwortes ›Wissensgesellschaft‹. Mit dieser nichts sagenden Selbstbeschreibung ist eine Kultur gemeint, die sich berauscht an ihrer Fähigkeit, immer schneller zu wissen, was der Fall ist: Wir leben in einer durch und durch informationsbesessenen Moderne. Read the rest of this entry »

Christopher Strunz – Gegen ein Herzstück deutscher Ideologie

Bild: Weissbier Blitzkrieg

Gegen ein Herzstück deutscher Ideologie

Christopher Strunz

Barbara Vinken ist eine feministische Autorin, die viele Texte über Mode, Liebe, Pornographie, dekonstruktiven Feminismus, Flaubert und die deutsche Mutter produziert hat. Zurzeit arbeitet sie als Literaturwissenschaftlerin in München. Barbara Vinkens Buch zum Thema Die deutsche Mutter, ist neben zustimmendem und bestätigendem Lob, auch harsche Kritik zugeteilt worden. Infrage gestellt wurde das tatsächliche Vorhandensein eines Dekonstruktivismus, zudem unternehme die Autorin in der Schreibweise lediglich den Versuch, sich dem populären Mütterfeminismus anzupassen. Read the rest of this entry »

Bathtub Scene

Bathtub Scene


Georg erzählt mir, er habe sich von seiner Mutter getrennt. Schluss gemacht mit Hillu. Das ist jetzt fünf Jahre her. Sie wohnt noch immer in einer Kleinstadt in Brandenburg, er in Berlin. Sie telefonieren ab und zu, aber dabei bleibt es. Kein Besuch an Weihnachten, nicht am Geburtstag seiner Kinder. Er sagt, es sei besser so, und er sagt auch: „Ich bin geheilt.“ Er muss es wissen, denke ich, weil er als Psychiater arbeitet. Bevor er anfing, zu arbeiten, musste auch er selbst einer Psychotherapie zustimmen. Dabei habe er herausgefunden, was mit ihm los war. „Meine Mutter hat mir geschadet.“ Sie müsse doch genau gewusst haben, was sie mit ihm mache, als sie ihn nicht wie ein Kind behandelte. Es war alles zu eng. Read the rest of this entry »

Im Zentrum des rasenden Stillstands

Die deutsche Kulturförderung ist nützlich und schlimm. Keine Frage. Darüber braucht man nicht zu streiten. Worüber aber derzeit gestritten wird, ist die Frage, ob man sie braucht oder nicht. Ebendiese Frage versuchten im Spiegel vier “Experten” zu beantworten. Dort wird viel von Umbau geredet (richtig), aber irgendwie auch zu sehr so getan, als wäre die Kultur ein Angebot-Nachfrage-System, das sich ganz gut selber regeln könnte (falsch). Wie auch immer: Heute schaltet sich der großartige Regisseur Christoph Hochhäusler ein, der zwar ebenfalls ein Profiteur dieses Systems, aber eben auch ein eigenständiger Denker ist, der nicht nur nach Mehr oder Weniger schreit.

In der “Berliner Zeitung” gibt er einerseits folgendes zu bedenken:

Zunächst, als Skizze, der Status quo: Wir haben in Deutschland eine gebührenfinanzierte und milliardenschwere Fernsehbürokratie, die im Zusammenspiel mit hoffnungslos abhängigen Kleinunternehmern Kinofilme produziert. Dazu haben wir eine Filmförderung, die von eben jener Fernsehbürokratie kontrolliert wird, so dass Filme, die man einmal senden möchte, zweimal öffentliches Geld bekommen, aber deshalb noch lange keinen guten TV-Sendeplatz – und ins Kino geht ihretwegen auch niemand. Mit am Tisch sitzt das Privatfernsehen, es stinkt so billig und gibt doch den Ton an, weil „das wollen die Leute sehen“. In der Folge kommt es zu grotesken Verrenkungen der öffentlichen Anstalten.

aber eben auch dieses:

Warum also Filmförderung? Das ist eine heikle Frage. Ich versuche eine Antwort: Förderung, weil sich der Film, den wir brauchen, am Markt nicht rechnet und weil er deswegen womöglich gar nicht erst entstehen würde. Der Boden der Filmförderung ist spekulative Kapitalismus-Kritik, ja. Denn auch wenn manchmal so getan wird: Niemand glaubt, dass die öffentliche Hand eine Filmindustrie hervorbringen wird, die eines Tages selbst laufen lernt und Hollywood Paroli bietet. Read the rest of this entry »

PARTY!

Und da spielt unter anderem Rampue live:

Juri Sternburg – Sammeln Sie Herzen?

Wir haben es bereits angedeutet; am 30. März erscheint HATE#9 und wir machen eine Party, daher veröffentlichen wir in den nächsten Tagen nach und nach die Texte aus HATE#8. Los geht es mit Juri Sternburg:

 

Sammeln Sie Herzen?

Die Frage kommt etwas unvermittelt und ist außerdem etwas zu intim für meinen Geschmack. Morgens halb zehn in Kreuzberg – wo ist mein Knoppers? Reihe 7, Regal 9, bei den Süßwaren natürlich. Die Kassiererin erwartet wohl immer noch eine Antwort, aber nicht mit mir. Ob ich Herzen sammel’ und von wem die dann stammen und ob die gebrochen sind oder nicht, was geht das die Trulla an Kasse 4 an. Die Falckensteinstraße ist besonders Grau in Grau heute, Read the rest of this entry »

Hey, weißt du was?!

HATE #9 IST AUF DEM WEG IN DIE DRUCKEREI !!

Heute Abend im Radio: Jörg Buttgereits “Die Bestie von Fukushima”


(Bild: EinsLive)

Heute Abend, am Montag den 12. März 2012, läuft um 23:05 Uhr im WDR Jörg Buttgereits Hörspiel “Die Bestie von Fukushima”.

Also, macht die komischen Fernsehberichte und Jubiläums-Atom-Reportagen aus und schaltet das Radio ein.

Das sagt der WDR über “Die Beste von Fukushima”:

Vor dem Hintergrund der Erdbeben-, Tsunami- und Reaktorkatastrophe von Fukushima 2011 wirken populäre japanische Monster- und Katastrophenfilme wie „Godzilla – die Rückkehr des Monsters“ (1984) oder „Sinking of Japan“ (2006) nahezu prophetisch. All die in den Nachrichtenbildern dokumentierten Schreckensszenarien wurden im Film längst vorweggenommen und durchlebt. Vielleicht resultiert daraus auch die Disziplin der Japaner gegenüber der realen Katastrophe. Für sie sind erweckte Urweltmonster wie Godzilla viel mehr als nur Metaphern für den Weltuntergang. Das Hörspiel dokumentiert die Ereignisse um den 11. März 2011 unter besonderer Berücksichtigung des „Monsters“ als Sinnbild für die Katastrophen des vorigen Jahres.

Und das die SZ:

Jörg Buttgereit verbindet den Tsunami mit der Tradition japanischer Monster- und Katastrophenfilme: Die Realität, so die These, wurde dort längst vorweggenommen.

Übrigens: Das Hörspiel steht nach der Sendung befristet zum kostenlosen Download zur Verfügung.

HATE#9 am 30. März im Naherholung Sternchen

Ein Jahr nach der letzten Ausgabe erscheint am 30. März HATE#9. Das feiern wir mit einer großen Druckkostenfinanzierungsparty im Naherholung Sternchen auf drei Floors mit einer illustren Runde an Freunden des Hauses. Außerdem wird ein Special Guest spielen, der ausnahmsweise mal wirklich exisitiert und kein Platzhalter für ein verpeilungsinduziertes zukünftiges Booking ist. Man kennt
das ja…

HATE#9
30. März
Naherholung Sternchen

Musik:
Britta Arnold
Johannes Klingebiel (live)
Philipp Boston
Rampue (live)
Ruede Hagelstein
Stanley Schmidt
Thilo Schneider
Swinka
Suz
Carsten Jost
Carlos de Brito
lassmalaura

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