Hass im Theater: Wider die Natur

Wer heute, am Sonntag Abend, in Berlin ist und weder Bock auf Afterhour noch auf Tatort hat, könnte zum Beispiel ins Maxim Gorki Theater gehen und sich dort das Stück “Wider die Natur! oder Die Desintegrationsmaschine” von Juri Sternburg anschauen:

Der Wissenschaftler Vidar Arsen ist äußerst fett. Er frisst und frisst und frisst die Welt in sich hinein. Denn Essen ist bei ihm Staatsräson. In einem Restaurant mit zwielichtigen Gestalten wie dem Staatsanwalt, dem die Artikulation schwer fällt (kein Wunder, ist er doch mit einem goldenen Löffel im Mund geboren), der undurchsichtigen Rigani Waukeen, die fremd ist und dennoch stadtbekannt, und dem Kellner, der wie ein Satellit um die drei kreist, um Nachschub zu liefern, zieht man sich gegenseitig an oder stößt sich ab, wie elektrische Teilchen. Oben in der Wohnung wartet der kleinwüchsige Butler Göring mit der Desintegrationsmaschine und einem Plan, die Weltgeschichte auf Null zu setzen, um einen Neuanfang starten zu können, fernab von allen Ideologien. Lets get ready to rumble!

Dass ein Text vom gleichen Autor, mit dem gleichen Titel und einer ganz ähnlichen Handlung auch in der HATE#9 erschienen ist, trägt zur Redaktions-internen Begeisterung bei, ist natürlich aber bei weitem nicht der einzige Grund.

Alle Infos gibt’s hier.

Heraus zur Silvio Meier Demo!

Vor 21 Jahren wurde Silvio Meier in Berlin von Nazis ermordet. Anlässlich des traditionellen Dachfeuerwerkmarschs durch Friedrichshain führt die Route erstmals durch die Silvio-Meier-Straße. Alle hin da!

Antifa-Demo in Berlin
Samstag | 23. November 2013 | 15 Uhr | U-Bhf. Samariter Straße Read the rest of this entry »

Wiederaufbau Festsaal Kreuzberg

Noch 24 Tage wird für den Festsaal Kreuzberg gecrowdfundet und es muss noch ein bisschen Kohle rankommen, damit die beste Veranstaltungslocation Berlins möglichst fix wieder öffnet. Es gibt diverse Pakete zu unterschiedlichen Preisen. Daher: Auf jetzt! Crowdfunden! Aber zackig!

startnext.de/festsaal-kreuzberg

Køpi bleibt!

Jörg Fauser und die Spree-Athener

“Früher war der Faustregel, in Krisenzeiten werden die Röcke länger.”


Jörg Fauser: Der Strand der Städte – Gesegnete Wirklichkeit

Das BMW Guggenheim Lab: Wollt ihr den totalen Partizipationsterror? DANN BASTELT!

Ziel ist die Erforschung von und das Experimentieren mit neuen Ideen sowie die Entwicklung zukunftsweisender Lösungsansätze für das Leben in der Stadt.

Als ich Anfang der Nullerjahre das erste Mal den Pfefferberg betrat, waren die Wege schotterig bis nicht vorhanden, die Bauten ruinös und eine Leuchtschnur wies den Weg zum mittwöchlichen Mittwochsclub. Zehn Jahre später hat sich das ehemalige Brauereigelände seiner Umgebung angepasst, links und rechts der asphaltierten Wege wirbt Funktionsgastronomie mit Pizza, Pasta und Steak um Rast suchende Berlinbesucher. Die Umgebung des Pfefferbergs ist längst Düsseldorf, die Postmauerfallmélange hat sich nicht wahrnehmbar in den Stadtraum einschreiben können, es blitzt und glänzt aller Orten. Read the rest of this entry »

Boycott Biennale!

Heute beginnt in Berlin das große Kunstspektakelwochenende; neben dem Gallery Weekend startet außerdem die 7. Berlin Biennale, eine der meistbeachtesten Veranstaltungen für moderne Kunst in Deutschland. Einige haben sicherlich schon die Plakate mit dem runenartigen Logo in Berlin und anderswo hängen sehen.

Kuratiert wird sie in diesem Jahr von Artur Zmijewski, über den der Spiegel schreibt, er sei ein Künstler, der sich als Anti-Künstler verstehe, sein Instrument sei der “Tabubruch, die bewußte Geschmacklosigkeit” und dass am Ende der Biennale in Berlin “ein großes, trotziges Zmijewski-Kunstwerk entstanden sein” wird. Er mache eben “Kunst, die endgültig keine sein will, sondern echter Aktivismus.”

Im Vorfeld der Biennale trat er mit seinem Video “Berek” (“Hasch mich”) in Erscheinung, bei dem eine Gruppe Nackter in der Gaskammer tanzt. Letzte Woche hat er in Berlin-Neukölln Birken aus dem ehemaligen KZ Birkenau pflanzen lassen und Martin Zet, einer der von ihm angeheuerten Künstler rief dazu auf 60.000 Exemplare von Thilo Sarazzins “Deutschland schafft sich ab” zu Verbrennungzwecken zu sammeln.

Dass aber Reflex nicht zwangsläufig mit Reflektion einhergeht und auch nicht alles Kunst ist, was von Künstlern produziert wird, hat die Gruppe Rosa Perutz in der aktuellen Ausgabe der Jungle World noch einmal auf den Punkt gebracht.

Hier sind Auszüge des lesenswerten Texts:

“Die von der Biennale proklamierte »Anwendbarkeit« der Kunst ist ein Aufruf zur real action, welche die hemmenden Diskurse der Kritik und die Zensur durch den Kunstmarkt überwinden soll. Die zum Programm erhobene Verschmelzung von Kunst und Politik löst die Kunst von ihrem konkreten gesellschaftlichen Zusammenhang und setzt sie stattdessen in einem dezisionistischen Akt als Symbol bedingungsloser Radikalität. Diese Radikalität bedarf zu ihrer Selbstdarstellung der von ihr selbst angeprangerten Autoritäten, der Zensur und der Tabus, die ständig behauptet werden müssen, um sich gegen sie auflehnen zu können.

Žmijewski hat es in seiner künstlerischen Arbeit vorgemacht: Koketterien mit dem Tabubruch wie sein geschmackloser Umgang mit der Shoa sind ein probates Mittel solcher Selbst­inszenierung, jede Kritik daran kann als Zensur durch die Mächtigen, die Medien, die Direktoren sogleich angeprangert werden. Politik wird dadurch als ein existentieller Kampf gegen und um die Macht inszeniert, in dem für Widersprüche und Ambivalenzen kein Platz ist. Žmijewski bedient mit seiner bombastischen politischen Symbolik zunächst einfach nur den kuratorischen Allgemeinplatz jeder beliebigen Biennale der Gegenwartskunst: Er schafft eine temporäre Kunstausstellung mit spektakulärem Eventcharakter und stellt die nach Berlin importierte, vermeintlich dissidente, in diesem Fall in erster Linie osteuropäische Kunstszene in einen politisch aufsehenerregenden Zusammenhang. Read the rest of this entry »

Ein Bild aus der Zukunft

„Wir sind ein Bild aus der Zukunft“ heißt es ab morgen Abend im Berliner Theater HAU3.

Aufbauend auf einer Idee der Performerin und Journalistin Margarita Tsomou und des Theoretikers und Autors Tim Stüttgen versammelt sich für „Wir sind ein Bild aus der Zukunft“ eine interdisziplinäre Gruppe von Künstlern aus unterschiedlichsten Bereichen, die das Stücck intermedial und kollektiv gestalteten:

Vom Electro-Musiker Can „Khan“ Oral zu der bildenden Künstlerin Katrin Mayer, vom queeren Wiener Theatermacher Gin Mueller über den b_books-Filmemacher Nicolas Siepen bis zum Performer Julian Meding.

und darum geht’s:

„Wir sind ein Bild aus der Zukunft“ stand während den Athener Riots 2008 auf den Hauswänden gesprüht – wir, die Forscher_innen eines militanten Youtube-Senders, verstehen dieses Graffiti als Prophezeiung.
Wir sind die selbsternannten Kinder von Gabi Teichert, die ihre Mutter in der Zeit-forschenden Lehrerin aus Alexander Kluges Film „Die Patriotin” fanden. In einem Sende-Studio schließen wir uns zusammen, um den Stand der Endzeit zu analysieren, die gekommenen Aufstände zu dokumentieren und den queeren Kommunismus herbei zu fabulieren. Es geht um nichts weniger als eine revolutionäre Recherche: was könnten die Bilder der Zukunft sein? Read the rest of this entry »

Aschinger – Das Restaurant aller Berliner

Nachdem Hooters an selber Stelle nicht so gut ankam, versuchen die Marketinggenies der wiederaufgelegte Marke Aschinger an die glorreichen 30er-Jahre anzuknüpfen und setzen einfach voll auf typisch preussische Farben, Berliner Bierkrüge und autochthone Kleidung!

Autonomie im Maschinenraum

spanien

Heute Abend findet in Berlin, in der Hellen Panke, die Veranstaltung statt, die wir euch gerne ans Herz legen wollen.

Felix Baum (Berlin) und Christian Frings (Köln) werden mit Frank Engster (Berlin), der das Ganze moderiert, über die Vorläufer der „Neuen Linken“ in den 1940er und 1950er Jahren sprechen. Der Eintrittspreis beträgt 1,50 EUR.

Der Infotext:

Als es im Zuge von „1968“ zu einer radikalen Erneuerung der marxistischen Theorie und einer Abkehr von der „Orthodoxie“ kam, wurde nicht nur auf philosophisch-theoretische Ansätze wie die von Karl Korsch, Georg Lukàcs oder der Frankfurter Schule zurückgegriffen, sondern auch auf Arbeiten kleiner dissidenter Zirkel, die zu ihrer Zeit kaum Beachtung gefunden hatten. Dazu gehörten die Correspondence Group um Raya Dunayevskaya und C.L.R. James in den USA und die französische Zeitschrift Socialisme ou barbarie um Cornelius Castoriadis und Claude Lefort, die sich unter anderem im Rückgriff auf den Rätekommunismus von den vorherrschenden leninistischen und trotzkistischen Einflüssen gelöst hatten. Gestützt auf eigene Fabrikuntersuchungen thematisierten sie den Antagonismus und die Klassenbildung im unmittelbaren Produktionsprozess und legten damit einen lange verschütteten Aspekt der Marxschen Analyse wieder frei: den despotischen und irrationalen Charakter der kapitalistischen Arbeitsorganisation, der in Marx’ Kritik des Kapitals als Subsumtion der lebendigen unter die tote Arbeit enthalten ist. Read the rest of this entry »

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