Nachtrag

Es war nur eine Randnotiz im diesjährigen Festivalkalender: Die derzeit ziemlich angesagte Electropunk-Band Frittenbude hat ihren Auftritt auf dem Traditionsfestival Chiemsee Summer Reggae abgesagt. Grund war der ebenfalls eingeladene jamaikanische Reggae-Star Capleton, der als homophob gilt und das auch immer wieder in seinen Texten drastisch ausdrückte. Allein steht er damit nicht, die jamaikanische Reggae-Kultur mit ihren schwulenfeindlichen „Battyman Tunes“ steht hierzulande deshalb seit Jahren unter einer Art verschärfter Beobachtung, immer wieder kommt es zu Protesten gegen Konzerte mit einigen ihrer größten Stars. Die wiederum haben das Problem offiziell entschärft, indem sie sich per „Reggae Compassionate Act“ verpflichtet haben, in Texten und bei Auftritten homophobe Attacken zu unterlassen.

(…)

Wer sich diesem Trend entgegenstemmt, stößt eher auf Unverständnis als Solidarisierung. Man solle sich nicht so verbiestert haben, das sei doch alles nicht böse gemeint, lautet die Standardargumentation. Dass auch eine als explizit „korrekt“ bekannte Band wie Frittenbude vor dieser Entwicklung nicht gefeit ist, konnte sie im letzten Jahr selbst feststellen, als es ausgerechnet beim Polit-Hit „Raven gegen Deutschland“ – ein Mädchen aus dem Publikum sollte auf der Bühne mitsingen – zu „Ausziehen! Ausziehen!“-Sprechchören kam. Als sich die Band „diese sexistische Scheiße“ verbitten wollte, flog einiges auf die Bühne, das Konzert wurde abgebrochen. Der öffentliche Beifall für diese Konsequenz fiel ebenso spärlich aus wie für die Absage beim Chiemsee-Festival.”

Deutsches Theater

Der künstlerische Co-Leiter der Schaubühne, Thomas Ostermeier, sagt im Freitag in einem Artikel des englischen Kritikers Michael Billington, der für den Guardian über das Berliner Theater schreibt, Wahres:

Ich halte es für völlig überholt, das deutsche Theater als ein Refugium zu betrachten, in dem eine überkommene Vorstellung von deutscher Monokultur und nationalistischen Werten hochgehalten wird. Wir müssen begreifen, dass wir in einer multi-ethischen Gesellschaft leben und ein dynamisches, neues Theater schaffen, das weiter geht, als ewig Klassiker zu dekonstruieren.

Vorrunde

Nicht nur auf diesem Blog ist Fußball zur Zeit das bestimmende Thema, deswegen will ich dazu auch gar nichts mehr schreiben und mich auch gar nicht übermäßig freuen, dass ich heute vor meinem Fenster mit den nervtötenden Schland-Schlachtrufen verschont werde. Ich möchte auf diesem Weg nur noch schnell einen kleinen Hinweis loswerden, was man heute Abend in Berlin vor der HATE#7 Party in der Villa anstellen kann. Read the rest of this entry »

Es Gibt Kein Einziges Höchstes Gut.

In den letzten Wochen tingelte die Kommunikationswissenschaftlerin und Publizistin Miriam Meckel durch die Lande und gab, eloquent und sympathisch, Auskunft über ihr Burnout, ihre Therapie und darüber wie das Leben und die Arbeit krank machen können. Das wurde dankbar aufgenommen: Sie ersparte ihren Zuhörern nicht nur die Betroffenennummer, sondern liefert auch ein schlüssiges Identifikationsmodell, in dem die eigene Überforderung genau so Platz hatte wie eine Kapitalismuskritik light, die viele bevorzugen. Außerdem geht es ja um Gesundheit und das eigene Wohlbefinden, das ist ja wohl das Wichtigste!
Ist es aber nicht, widerspricht der Psychoanalytiker Peter Schneider im Gespräch mit dem Freitag:

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Lærke lebst du?

Heijajei, da war was los, als die Spex Anfang des Jahres die Plattenkritik revolutionierte und, anstatt einen Autor über eine Platte schreiben zu lassen, mehrere Autoren zum “Pop Briefing“ ins Intranet lud. Read the rest of this entry »

Aktuelle HATE