Hass im Theater: Wider die Natur

Wer heute, am Sonntag Abend, in Berlin ist und weder Bock auf Afterhour noch auf Tatort hat, könnte zum Beispiel ins Maxim Gorki Theater gehen und sich dort das Stück “Wider die Natur! oder Die Desintegrationsmaschine” von Juri Sternburg anschauen:

Der Wissenschaftler Vidar Arsen ist äußerst fett. Er frisst und frisst und frisst die Welt in sich hinein. Denn Essen ist bei ihm Staatsräson. In einem Restaurant mit zwielichtigen Gestalten wie dem Staatsanwalt, dem die Artikulation schwer fällt (kein Wunder, ist er doch mit einem goldenen Löffel im Mund geboren), der undurchsichtigen Rigani Waukeen, die fremd ist und dennoch stadtbekannt, und dem Kellner, der wie ein Satellit um die drei kreist, um Nachschub zu liefern, zieht man sich gegenseitig an oder stößt sich ab, wie elektrische Teilchen. Oben in der Wohnung wartet der kleinwüchsige Butler Göring mit der Desintegrationsmaschine und einem Plan, die Weltgeschichte auf Null zu setzen, um einen Neuanfang starten zu können, fernab von allen Ideologien. Lets get ready to rumble!

Dass ein Text vom gleichen Autor, mit dem gleichen Titel und einer ganz ähnlichen Handlung auch in der HATE#9 erschienen ist, trägt zur Redaktions-internen Begeisterung bei, ist natürlich aber bei weitem nicht der einzige Grund.

Alle Infos gibt’s hier.

Maschine

Nieder mit dem Glück der Unterwerfung. Es lebe der Haß, die Verachtung, der Aufstand, der Tod. Wenn sie mit Fleischermessern durch eure Schlafzimmer geht, werdet ihr die Wahrheit wissen.

Ophelia, in Hamletmaschine von Heiner Müller

via

Die Widersprüche in einem und um einen herum.

hate nina vierundzwanzig

Das deutschsprachige Theater schläft. Das heißt nicht, dass es keine neuen Theaterstücke gibt, sondern dass es keinen Weg, keine Richtung, keinen Aufbruch gibt. Es oszilliert oftmals zwischen Rückzug in klassische(re) Aufführungen und soviel Aufruhr, dass es in schreiender Eintönigkeit erstarrt. Die Grauzonen dazwischen sind natürlich trotzdem spannend (Rimini Protokoll und andere).
Doch zur Zeit wird in der Berliner Schaubühne Antigone aufgeführt. Mehr schon als ein Hoffnungsschimmer. Regisseurin Friederike Heller löst in ihrer Inszenierung von Sophokles Klassiker die Widersprüche nicht auf, hält sie aus, illustriert sie, spielt sie in Randgeschehen nach, was es aber nicht weniger kompliziert werden lässt. Die Band Kante hat Hölderlins Übersetzung vertont, sie sind die Band auf der Bühne, was die Probleme des Stückes aber nur offenbarer und gar nicht lapidarer, wie man sonst von vielen Popinszenierungen kennt, werden lässt. Diese Antigone tut dem Kopf weh. Sie ist nicht gut, nicht schlecht, sie ist das alles und muss es aushalten. Der Zuschauer auch. Sie ist die beste seit sehr langer Zeit. Was nicht zuletzt auch am großartigen Schauspieler Christoph Gawenda liegt. Read the rest of this entry »

Ladyfest Berlin: Call for Participation

Im September findet in Berlin erneut das Ladyfest statt. Damit die diesjährige Veranstaltung auch wieder vielfältig und abwechslungsreich wird, sucht das Ladyfest jetzt nach ordentlicher Verstärkung.
Also, Berliner Frauen mit euren unterschiedlichsten Interessen und Begabungen, entweder ihr geht nächste Woche, am 17. Juni um 21h zur Ladyfest Lounge ins Tante Horst in der Kreuzberger Oranienstraße oder ihr meldet euch per Email bei Euren jeweiligen Ansprechpartnerinnen. Hier ist der offizielle Aufruf: Read the rest of this entry »

Axel hol den Rotkohl

Helene Hegemann mag Das Helmi, ein Puppentheater aus dem Prenzlauer Berg. Deswegen darf das Ensemble mit seinen höchstsympathischen Schaumstoffpuppen Szenen aus dem Buch, das für so viel Aufregung sorgte, nachspielen. Das ist lustig wie verschreckend weil es sich eben nicht am Buchstoff abarbeitet, sondern Themen um- und weiterdenkt und die mediale Jagd auf die Autorin eben auch noch mit einarbeitet.

Hier kommt der crazy Subkulturist genauso zu Wort wie der hassende Literaturkritiker und auch Berghain-Sven aka Eisenfresse hat einen furiosen Gastauftritt. Wer das Buch doof fand, ist hier also bestens aufgehoben. Und wer dieses Stück gesehen hat, möchte die sicher folgenden Hochkulturfassungen an den großen Bühnen vermutlich gar nicht mehr sehen.

Weitere Vorstellungen von Axel hol den Rotkohl: 8./ 26./ 27. Mai und 19./ 20. Juni jeweils 20.00 im Ballhaus Ost in der Pappelallee

Aktuelle HATE

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