Vor und Zurück: Mutter macht Monster

Laura Ewert

In letzter Zeit hatte ich mir immer eingeredet, dass weißes Mehl meine Gedanken verklebt. Also eigentlich meinen ganzen Körper, aber vornehmlich meinen Kopf. Das musste der Grund sein für diese Inhaltsblockade, die sich ähnlich hyperopulent durch die letzte Zeit schob, wie die vollkommen beknackte Annahme, dass Fleischkonsum die Menschen in Gut und Böse unterteile. Aber wir Schreibtischchaosromantiker mit Erzählauftrag brauchen eben auch immer wieder einen neuen Grund für unsere quälende Ideenarmut, wenn es Hedonismusscham allein nicht mehr tut, -obwohl doch im Grunde genommen einzig und allein die Weltschmerzdezentralisierung schuld sein kann.

Weizen also diesmal.

Esse ich jetzt nicht mehr so viel, sagte ich auch der Mutter, die Monster aus Stoffresten näht, um nicht in die Bedeutungslosigkeitsfalle zu geraten. Mutter macht Monster. Und das ist immerhin ein passenderer Beruf für Mütter, als etwa Familienministerin. Da ist also die, so emsländisch wie nicht mal Emsländer aussehen, aussehende Ministerin erst mit der Powerunterhose in die eigene Erotikkampfzone rein gerockt und verkauft das dann anschließend  als persönlichen Sieg in der Fertilisierungsdebatte. Warum leistet eigentlich der Agressivblödheit dieser Person  Keiner Widerstand und lädt eine Petition hoch, um sie aus dem Amt zu entfernen? Gegen Live-Stillen auf Phoenix etwa. Oder wegen Vernachlässigung des Amts beziehungsweise des Neugeborenen, meinetwegen auch wegen ihrer Befangenheit. Ja,  Kristina das deutsche Opfer ist, spätestens sobald sie entbunden hat, befangen.

Und 40 Jahre später haben wir dann den Salat und das marktaffine Kind schreibt ein Buch, indem es verarbeiten muss, dass die Bundesregierung im Falle seiner Entführung nur fünf Millionen zahlen würde.

Das ist ja eine super Sache mit diesen Online-Petitionen. Ein Ad-Absurdum-Führen des ganzen Konzeptzirkus, quasi. Wer Nachrichten lancieren möchte, schreibt diese nicht mehr auf Papier oder in Twitter, sondern zündet die Petitionsbombe auf dem Flüsterasphalt.

Jahrelang rätselten Forscher, warum die Bienen sterben und schwupps: Pestizide aus Amerika -weiß die Petitative.

Gut, das eine oder andere Mal ist so ein Anliegen auch sinnloser als ein Aufruf an Deutschlandradiokultur, bitte weniger Weltmusik zu spielen, aber immerhin, der Glauben an die aktive Teilnahme der Wohlstandsprotestler entsteht als zarte Blüte. Welch ein gutes Gefühl für die Sofademokraten mit nur einem Klick, endlich einen Schritt in die richtige Richtung zu tun.

Letztens konnte man sogar Vergewaltigungen abschaffen. Kein Wunder also, dass die Einzelkind-induzierte Aufsaugkapazität abnimmt: sie muss es tun, um dem sinkenden Schmerzniveau entgegenzuwirken -was natürlich auf eine Ausrede hinausläuft.  Aber vor und zurück bringt einen immer wieder in die Mitte, sagte die Schwester kürzlich, die mit über 40 gerade eine Punkband gegründet hat. Und wer noch an Internet-Revolutionen glaubt, der hat sowieso vergessen wie es ist, Rotwein-trunken am Spalt offener Fenster zu riechen. Bei dem ist die Verlifestylung des Roamingdschungels ein reiner Nebeneffekt.

Der glaubt noch an das Fernsehen. Und der glaubt auch an einen Rip-Off. Der hat in Kairo per Facebook mitgemacht.

Wir sind gegen Gewalt. Und gegen Weizenmehl.

Category: Magazin

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