Ich finde das Kopftuchverbot absurd. Es ist ziemlich unglaublich, dass die Moderne meint, sich mit radikal antimodernen Mitteln verteidigen zu müssen. Es gehört zur Moderne, dass das, was die Leute tragen, nicht mehr per Gesetz verordnet wird. Bereits Ludwig XIV. hat die Kleiderverordnungen abgeschafft. Allerdings hat Napoleon dann noch einmal verfügt, wer die Hosen an hat und Frauen unter Hosenverbot gestellt. Statt darüber nachzudenken, wie wir das Verhältnis von weiblichen Reizen und öffentlichem Raum – Verdinglichung, Prostitution, Fetischisierung, weibliche Selbstbestimmung? – handhaben, wird das Kopftuch von einigen Leuten, Feministen eingeschlossen, einfältig fundamentalistisch interpretiert. Ich finde es hässlich, dass wir Mädchen und Frauen dazu zwingen, von ihren Reizen mehr preiszugeben, als sie nach eigenen Aussagen möchten. Die durchgehende Erotisierung des weiblichen – und nur des weiblichen – Körpers ist die Grundlage der westlichen Mode und zwar von Kopf bis Fuß. Das kann man genießen, es zu leugnen, ist jedoch naiv.

sagte Barbara Vinken im Interview mit Carmen Böker von der Berliner Zeitung.

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