Dockville 2010 – The Motion Picture Movie. from fiction on Vimeo.

Von Sunny Pudert

Es ist 10 Uhr morgens, der Wecker klingelt nach einer aufreibenden Barschicht und wenig Schlaf. Es soll nach Hamburg gehen, zum Dockville Festival. Gott sei Dank, ist man in 3 Stunden da und kann im Van noch eine Runde schlafen. So umgehe ich immer die meist uninteressanten und belanglosen Unterhaltungen mit den ständigen wechselnden Gesprächspartnern der Mitfahrzentrale.

Halb 12 geht es los auf die Autobahn. Zu Ja, Panik und The Villagers und Portugal. The Man will ich den Freund einer Freundin auf dem Dockville Gelände treffen. Die neben mir berichtet seit Anfang der Fahrt von ihrem neuen Lover und macht mir Mut, dass das auch noch mit über 40 noch geht, sich verlieben und so. Die beiden hinter mir haben gerade ihr Abi gemacht und unterhalten sich die Autofahrt über Kaja und Fanny und deren Eigenheiten. Eigentlich wollen sie schon gar nicht mehr zum Festival wegen Kaja und Fanny. Müssen schlimm sein die beiden. Die eine hat ihr Festivalticket zu Hause vergessen. Ich kann nicht mehr zuhören und ich möchte nicht mehr 18 sein denke ich.

Unser Fahrer Christian Valery telefoniert alle fünf Minuten laut auf Französisch und der auf dem Beifahrersitz stellt ihm in den Telefonpausen Fragen zum Thema Afrika. Bald ist das vorbei hoffe ich. 120 km vor Hamburg. Stau. Bitte nicht. Auf der Autobahn ein riesiges Feuer, der Himmel ist schwarz. Der Asphalt schmilzt. Meine Geduld auch. Schnell erfährt man, dass ein Auto explodiert ist und die Autobahn abgeriegelt wurde. Alle steigen aus. „Letztes Mal, als ich im Stau stand, hat das 10 Stunden gedauert“, scherzt unser Fahrer Christian Valery. „Hmhm, genau“, denke ich.

Nach 3 Stunden stehen wir immer noch auf der selben Stelle. Inzwischen ist die Mittelspur freigeräumt, damit die Rettungswagen durchkommen. Auf der Autobahn entsteht eine konfuse Eigendynamik. Alle sind mittlerweile zu Fuß unterwegs. Mit Kaffee oder Würstchen. Christian Valery will auch eins. Ich möchte Chips und melde mich freiwillig für den Spaziergang zur Tankstelle auf der Autobahn. Die Möglichkeit, auf der Fahrbahn zu wandeln, wird einem nicht oft geboten.

Auf der Mittelspur beginnen die Leute irgendwann als Geisterfahrer in Richtung Berlin umzudrehen, um so die nächste Ausfahrt zu erreichen. Panik breitet sich aus. Alle Affen machen nach. Wir auch. Nach einer Weile bildet sich so wieder ein Stau. Wir wieder mitten drin. Ich schlage vor die 110 anzurufen, um zu fragen, was zu tun ist. Mache ich immer. Die wissen immer bescheid. Die Polizei sagt: “Wieder umdrehen, auf der Landstraße am Rasthof lang. Auf der Autobahn kann das noch bis zu 10 Stunden dauern.“ „Ich rufe: „Allez allez Christian!“ „Allez allez les bleus!“ ruft er zurück und macht eine waghalsige Kehrtwendung. Es geht also wieder in die andere Richtung. Alle sind genervt. Es ist mittlerweile 18 Uhr. Die Bands, die man sehen wollte, hat man jetzt wohl verpasst. Ich glaube, ich will wieder nach Hause.

Die Akkus von Telefon und iPod sind inzwischen auch leer und derjenige, bei dem ich übernachten werde, nicht mehr zu Hause. Schlimmer geht es nicht mehr. Freitag der 13. bekommt eine ganz neue Bedeutung. Irgendwann stehen wir im Stau auf einem Dorf. Aus den Boxen schallt Michael Jackson, alle singen mit oder rufen zwischendurch „Allez allez“. Ich steige aus, fotografiere die Leute, die in ihren Gärten stehen, um das Spektakel zu beobachten. Das muss wie Loveparade für die sein. „Eigentlich würden wir viel lieber Sie fotografieren, ruft eine ältere Dame, so was sehen wir hier nicht so oft.“ Auf irgendeinem Dorf ein weiterer Brand. Uns kann nichts mehr erschüttern.

Gegen ca. 19.15 erreichen wir nach über 7,5 Stunden endlich den Hamburger Hauptbahnhof. In der Zeit hätte ich auch nach New York fliegen können. Alle springen aus dem Auto, es wird sich teilweise sogar umarmt. Mitfahrzentrale verbindet. Die Schlüsselübergabe für meinen Schlafplatz habe ich mittlerweile organisiert. Als ich das Festival erreiche, spielen Dúné ihre letzten Songs und der Freund meiner Freundin, der sich inzwischen auch in Hamburg eingefunden hat, möchte gern im Backstage abhängen. Da bleiben wir dann die ganze Nacht. Nach Technotanzen ist uns leider nicht mehr.

Samstag erwache ich mit Kater. Erst am Nachmittag geht es wieder auf das Festivalgelände und ich verpasse erneut, was ich mir vorgenommen hatte zu sehen: , Cats on Fire, HGich.T. Wir verbringen die meiste Zeit auf dem Sitzsack im Backstage. Ich leide immer noch an meiner Post-Stau-Depression. Gut, dass das Bier nur einen Euro kostet. Ein bisschen bekommen wir aber doch von allem mit: Die Sterne, immer noch souverän, Bonaparte schon oft gesehen aber dann doch besser als gedacht, Kitty, Daisy&Lewis finden wir belebend, lassen uns kurz in eine andere Zeit versetzen und philosophieren über die tollen Outfits aus vergangenen Zeiten. Delphic kann uns überzeugen, bei Frittenbude fühlen wir uns alt, können aber sogar einen mitsingen.

Zu später Stunde fangen die Autos, die den Festivalbesuchern, die zwischendurch mal ein paar Aggressionen abbauen wollen, zur Verschrottung bereit gestellt worden sind, Feuer. Wieder Autos in Flammen. „Brennende Autos, die in hellen Flammen stehen, sind Anzeichen für Erfolge, nur qualmende Autos dagegen warnen vor Misserfolgen und körperlichen oder emotionalen Stress“, habe ich irgendwo gelesen.

Sonntag wollen alle nach Hause und ich verpasse nun auch noch den besten Festivaltag mit Bands wie Tune-Yards, Mutter, Gustav, Slime, The Drums und Hallogallo 2010, bin aber mittlerweile zu schwach um mich weiter aufzuregen. Das Dockville bleibt mit seiner schönen und einzigartigen Location, den netten Mitarbeitern, der guten Organisation, den Luxus-Dixitoiletten und mit einem äußerst stimmigen Musikprogramm, sowie einem gut kuratierten Kunstprogramm, was sich super in das Gesamtkonzept einfügt, ein familiäres Indie-Festival. Nächstes Jahr komm ich wieder. Dann allerdings mit der Bahn. Oder ich lasse mich, Sigmund-Lachs-Style, mit dem Hubschrauber einfliegen.

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3 Responses

  1. anonym says:

    schrecklich geschrieben!

  2. Lisa. says:

    Ich weiß nicht mehr wie ich hier gelandet bin, aber ich bereue es trotzdem mal.
    So ein Schwachsinn!

  3. erkenwald says:

    Ich mein’s nicht boese, aber dein Schreibstil ist so krass affektiert. Ich weiss nicht, ob du wirklich so drauf bist, aber es klingt echt unsymphatisch. Sorry.

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